Gelesen: „Zur See“ von Dörte Hansen* - die Geschichte der Familie Sander auf einer namenlosen Nordseeinsel.
Seit fast 300 Jahren bestimmt Wind und Wetter ihr Leben.
Mussten früher noch fast alle Männer zur See, ernähren nun teilweise die
Touristen die Inselbewohner. Und zerstören langsam, aber sicher genau
das, was sie am Meer suchen: Traditionen, Ruhe, Stille und Natur. Jedes
Mitglied der Sanders hat sein Päckchen zu tragen, um mit den sich
veränderten Umständen irgendwie zurecht zu kommen. Und hat selbst in der
Hand, ob er gewinnt oder scheitert.
Mich hat das Buch sehr nachdenklich gemacht. Norddeutsch trocken, aber mit wunderbaren Sätzen, wird einem hier sehr deutlich vor Augen geführt, was Tourismus anrichten kann und wie er sich auf die Einheimischen auswirkt.
„Ein
paar Jahrzehnte noch, dann wird all das verschwunden sein. Die
Meeresspiegel steigen, und die Stürme werden härter: Sie braucht die
Fluttabellen ihres Bruders nicht, um das zu sehen. Kein Wellenbrecher
wird die Nordseeinseln retten und kein Klimadeich, weil sie nicht für
die Ewigkeit gemacht sind. Nichts Vertikales hat Bestand in dieser
Landschaft, nicht die Kirchen, nicht die Sünden aus Beton, auch nicht
die Reetdachhäuser mit den spitzen Giebeln, nicht einmal die Bäume. Es
gibt hier nichts Beständiges. Das Fließen, Strömen und Verlanden,
Stürmen, Auseinanderreißen hört nicht auf. Land gewonnen, Land
zerronnen. Alles will hier Horizont sein. Und falls die See doch länger
brauchen sollte, werden Bustouristen, Kurzurlauber, Kapitänshauskäufer
dafür sorgen, dass die Leute von den Inseln untergehen. Ihre Sprache
nicht mehr sprechen, ihre Lieder nicht mehr singen, ihre Trachten nur
noch für die Gäste tragen und zu Kleindarstellern ihres Lebens werden.“
LG von Caro
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