Als ich von unterwegs mit einer Freundin hin- und herschrieb und sie fragte, wo ich gerade sei und ich "In Litauen!" antwortete, kam voller Mitleid zurück "Du Arme, was um Himmels willen machst Du denn im Sommer in Litauen?"
So oder ähnlich wäre vor dieser Reise wahrscheinlich auch meine Reaktion gewesen. Litauen als potentielles Reiseland? Nein Danke! Ich hatte ja keine Ahnung! Und ich übernehme keine Haftung dafür, dass auch bei euch Litauen plötzlich einen Platz ganz oben auf der Reiseliste einnimmt.
Litauen grenzt an Weißrussland, Polen, Lettland, die Exklave Kaliningrad und natürlich die Ostsee. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist katholisch.
Mein erster Stopp in Litauen war darum der "Berg der Kreuze":
Auf zwei Hügeln, die man über Holzbrücken durchqueren kann, haben die Litauer nach und nach einen Wallfahrtsort geschaffen, der mich stark beeindruckt hat.
Bereits 1900 standen die ersten Kreuze an diesem Ort, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er mehr und mehr zu einem Symbol des Widerstandes gegen die sowjetischen Besetzer. 1961 rückten darum Bulldozer an und zerstörten den Berg der Kreuze, über 2.000 Kreuze wurden vernichtet. Doch schon in der Nacht stellten die Litauer neue Kreuze auf. Und auch die nachfolgenden Aufräumaktionen führten nicht zum Erfolg, sie verstärkten eher noch die Symbolkraft dieses Ortes. Studenten der Universität haben mal den Versuch unternommen, die Kreuze zu zählen - bei 50.000 haben sie aufgehört.
Und es werden täglich mehr, denn jeder darf dort ein Kreuz aufstellen. Und spätestens seit dem Besuch Papst Johannes Paul II. im Jahre 1993 kommt diesem Ort internationale Bedeutung in der katholischen Welt zu.
Weiter ging es in die Hafenstadt Klaipeda.
Diese heute boomende und wichtige Handelsstadt wurde bis Ende des Zweiten Weltkrieges überwiegend von Deutschen bewohnt und hieß "Memel".
Dort findet man auf dem Marktplatz die Staue des berühmten "Ännchen von Tharau", die Altstadt ist wunderschön renoviert und am Flußufer ankert ein Segelschiff.
In vielen Gassen finden sich Restaurants mit typischer Küche:
unbedingt empfehlenswert ist die kalte Rote Beete Suppe oder die typischen Kartoffelklöße, auch Zeppelin genannt.
Der Grund aber, warum man unbedingt nach Klaipeda reisen muss, ist die Kuhrische Nehrung.
Mit einer kleinen Fähre setzt man am Hafen in nicht einmal 15 Minuten rüber und ist in einer anderen Welt.
Die Kuhrische Nehrung ist eine Halbinsel und gehört im unteren Teil zu Russland. Sie ist Welterbe der UNESCO und unbeschreiblich schön.
Dabei ist sie mitnichten so harmlos, wie sie erscheint mit ihrem Sand, den Kiefernwäldern und Kranichen. 14 Dörfer sind der Wanderdüne bereits zum Opfer gefallen und in den letzten 20 Jahren hat allein die Große Düne 15 m an Höhe verloren, weil der Wind den Sand ins Meer trägt. Man erreicht sie über einen schmalen Holzweg und muss oben erst einmal innehalten.
Aber guckt selbst:
Schon Humboldt sagte:
"Die Kuhrische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebenso gut als in Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderschönes Bild in der Seele fehlen soll."
Und hat man sich endlich losgerissen von so viel Schönheit, Weite, Wasser, Sand und Wolken, dann wandert man in das kleine Örtchen Nida mit seinen hübschen kleinen Holzhäusern,
und freut sich über die farbenfrohen Kurenwimpel.
Unbedingt sollte man auch einmal auf den Friedhof gehen und sich die Inschriften auf den Gräbern angucken
um dann schließlich noch dem Sommerhaus von Thomas Mann einen Besuch abzustatten
um dann wehmütig mit der Fähre wieder übersetzen.
Weiter ging es an der Memel entlang
bis nach Trakai.
Dort kann man mit einem Schiff um die Wasserburg herumfahren oder Kibinas essen.
Und wäre der Kreuzberg und die Kuhrische Nehrung nicht schon faszinierend, ist auch der Aufenthalt in Vilnius ein absolutes Highlight meiner Reise gewesen.
Zwar hat es zum ersten und einzigen Mal wie aus Eimern gegossen, aber es gibt zum Glück genug Torbögen und Kirchen, in die man flüchten kann.
Und natürlich Cafés mit ihrer Kuchentheke.
Vilnius hat mich bezaubert durch seine kleinen Gassen, die in Hinterhöfen enden wie aus alter Zeit. Seiner weltoffenen und internationalen Atmosphäre. Seiner lebendigen Geschichte über die Verfolgung der Juden während des Zweiten Weltkrieges oder dem Wissen, dass Napoleons Armee 1812 nach dem verheerenden Russlandfeldzug zu Tausenden auf diesen Straßen erfror.
Mit seiner Universität und der Kathedrale, auf deren Platz sich der Wunderstein befindet.
Stellt man sich auf ihn und dreht sich drei Mal im Uhrzeigersinn, darf man sich etwas wünschen. Aber "Pssst", nichts verraten, sonst geht es nicht in Erfüllung.
Und schließlich ist Vilnius fatalerweise auch noch ein absolutes Einkaufsparadies, denn es gibt Leinen, Leinen und nochmal Leinen - als Schal, am Stück, als Band, als Handtuch, als Tasche, Bettwäsche, Geschirrtuch oder oder oder ... wäre mein Koffer nicht schon gefährlich Richtung Übergewicht ausgeschlagen, ich hätte noch viel mehr Mitbringsel gekauft.
Und so endet mit diesem Teil mein Reisebericht über das Baltikum.
Vielen Dank, dass ihr mich hier und während der zwei Wochen auf Instagram begleitet habt. Ich hoffe, ich konnte euch neugierig machen auf diese neue Vielfalt, die sich Europa angeschlossen hat. Sie wartet nur darauf, von euch entdeckt zu werden.
LG von Caro
Deine 3 Berichte waren sehr interessant u. spannend zu lesen. Danke.
AntwortenLöschenLG Elke
Was für schöne Bild und was für eine tolle Reise. Ich habe auch dieses Frühjahr die baltischen Länder bereist und war absolut begeistert. Meinen Reisebericht gibt es hier http://ka-me-reisen.de/. Danke Mema
AntwortenLöschenDa hab ich doch gestaunt, als ich deinen Blog gefunden habe: SOO viele Fotos über das Baltikum, und da war ich auch unterwegs und habe ähnliche, zum Teil fast gleiche Fotos gemacht! Gar nicht bedauernswert ist man bei einer Reise durchs Baltikum. Wir waren letzten Sommer vier Wochen dort unterwegs und es war wunderbar. Wenn du noch mehr Bilder sehen willst / staunen willst über die Ähnlichkeit, guck mal hier: http://buntpapierfabrik.blogspot.de/search/label/Baltikumreise
AntwortenLöschenUnd jetzt lese ich noch deine anderen Berichte!
Liebe Grüße
Christine
Hallo Caro,
AntwortenLöschenich war vielen Jahren im Baltikum. Dein schöner Reisebericht hat viele Erinnerungen wachgerufen.
Eine Reise dorthin ist sehr empfehlenswert.
Einen schönen Sonntag wünscht dir
Heike
Jeder Bericht hat mich darin bestätigt meine Reisepläne in diese Richtung weiter zu verfolgen. Danke für Deine Eindrücke!
AntwortenLöschenViele Grüße,
Karin