Selten habe ich ein so wunderschönes Buch gelesen wie "Was man von hier aus sehen kann" von Marina Leky*:
Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Buch beschreiben soll. Hätte ich den Klappentext gelesen, hätte ich es wahrscheinlich nicht gekauft ("Immer, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Morgen einer im Dorf"), klang die Geschichte doch irgendwie zu seltsam und gewollt, um einen ganzen Roman zu füllen.
Welch ein Trugschluß!
Das Buch ist in einem Stil geschrieben, den ich so noch nie gelesen habe. Ich hätte es am liebsten seitenweise abgeschrieben oder jemandem vorgelesen. Jede Beobachtung, jede Begebenheit und Metapher ist so wunderschön formuliert, dass man beim Lesen Gänsehaut bekommt. Weil man vieles so genau nachfühlen kann, sich vieles durch die gewählten Worte noch bildlicher im eigenen Kopf vorstellen kann. Und ist es nicht das, was das Lesen immer wieder so wundervoll macht? Dass man durch das Lesen eines Buches in eine Welt eintaucht, die einen durch den Stil des Autors vollkommen vereinnahmt?
Mariana Leky schafft es, einem jeden einzelnen Bewohner dieses Dorfes im Westerwald so nah zu bringen, dass man wünscht, man würde dort leben. Da sind Louise und ihr Freund Martin, ihre Eltern, der Optiker, Elsbeth, Frederik oder Marlies ... sie alle haben ihre wundervollen kleinen Eigenarten und Geschichten. Und als Leser kann man gar nicht anders, als mit ihnen zu lachen, zu lieben oder zu weinen.
"Wenn man etwas gut Beleuchtetes lange
anschaut und dann die Augen schließt, sieht man dasselbe vor dem inneren
Auge noch mal, als unbewegtes Nachbild, in dem das, was eigentlich hell
war, dunkel ist, und das, was eigentlich dunkel war, hell erscheint.
[...]
Wenn man die Augen schließt, weil gerade eine große Sorge abgefallen ist, man jemanden oder etwas wieder gefunden hat, einen Brief, eine Zuversicht, einen Ohrring, einen entlaufenden Hund, die Sprache oder ein Kind, das sich zu gut versteckt hatte. Immer wieder taucht plötzlich dieses Nachbild auf, dieses eine, ganz bestimmte, es taucht auf wie ein Bildschirmschoner des Lebens, und oft dann, wenn man überhaupt nicht damit rechnet."
Wenn man die Augen schließt, weil gerade eine große Sorge abgefallen ist, man jemanden oder etwas wieder gefunden hat, einen Brief, eine Zuversicht, einen Ohrring, einen entlaufenden Hund, die Sprache oder ein Kind, das sich zu gut versteckt hatte. Immer wieder taucht plötzlich dieses Nachbild auf, dieses eine, ganz bestimmte, es taucht auf wie ein Bildschirmschoner des Lebens, und oft dann, wenn man überhaupt nicht damit rechnet."
Solltet ihr also noch auf der Suche nach einem absoluten Highlight sein was eure diesjährige Lektüre angeht, dann wählt dieses Buch. Ich wünschte, ich könnte es noch einmal lesen, ohne es zu kennen.
Absolute Leseempfehlung!
LG von Caro
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Ich wusste doch, daß das ein tolles Buch ist. Deine Rezension hat es nicht besser gemacht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ach schön! Ich habe es seit ein paar Tagen auch auf dem Kindle und freue mich drauf :)
AntwortenLöschenGrüße nach Hamburg,
Hadassa
Wenn ich mich nicht irre, ist dieses Buch derzeit in unserer Tageszeitung als Vortsetzungsroman. Täglich wird ein Abschnitt abgedruckt. Leider hab ich den Anfang verpasst. Nun sind sie schon mitten drin.
AntwortenLöschenIch werde mir deine Empfehlung aber merken.
Liebe Grüße Christine
Es gibt noch Fortsetzungsromane in Tageszeitungen? Echt?
LöschenDarf ich fragen, um welche Tageszeitung es sich handelt?
Das Buch hat mich übrigens im Buchladen auch schon angeschaut ... ich versuche aber, noch ganz tapfer zu warten, bis es als PB erscheint ...
Ah. Das würde auch heute in der Tageszeitung von der lokalen Buchhandlung besprochen. Scheint Wirklich Toll zu sein, auch dort wurde zitiert. Das kommt auf die Leseliste. Vielen Dank
AntwortenLöschenDanke für den Tipp. Ich hatte dieses Buch schon in der Hand, habe den Klappentext gelesen und es wieder weg gelegt. Nachdem ich nun ihre Rezession gelesen habe, werde ich es mir doch kaufen.
AntwortenLöschenNordische Grüße von Iris