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Freitag, 17. Februar 2017

Buchempfehlung: "Libellen im Kopf" von Gavin Extence

Ein Buch, das ich wahrscheinlich nicht gelesen hätte, wenn ich gewußt hätte, um was es geht und dadurch eine ungewöhnliche Geschichte verpasst hätte : 

Abby lebt mit ihrem Freund in London in einer kleinen Wohnung und arbeitet als freie Journalistin. Ihr Leben beginnt auf tragische Weise aus den Fugen zu geraten, als sie eines Tages ihren Nachbarn tot in seiner Wohnung findet, als sie sich eine Dose Tomaten borgen will. Denn statt die Polizei zu rufen oder panisch zu werden, lässt sie diese Entdeckung seltsam unberührt. Stattdessen merkt sie (und auch der Leser), wie durch dieses Ereignis ihr Leben mehr und mehr aus den Fugen gerät. Immer gravierender sind ihre Stimmungsschwankungen. Ist sie an einem Tag himmelhoch jauchzend, bricht am nächsten Tag alles zusammen und die Reaktionen auf den von ihr geschriebenen Artikel über ihren Nachbarn und das ihr immer schwerer fallende Überleben im normalen Alltag tut sein übriges. Schnell wird klar, dass Abby an einer psychischen Störung leidet - sie hat Hypomanie und landet schließlich in einer Klinik. 

"Abby, hören Sie mir zu. Dieser Zustand wird nicht ewig andauern. Ich weiß, dass es Ihnen im Moment so vorkommt, aber Sie müssen vertrauen. Sie haben die letzten Wochen in einer Art Halbkoma verbracht, aber jetzt wachen Sie allmählich auf. Wenn es Ihnen so vorkommt, als ob die Dinge schlimmer werden, dann nur, weil Sie wieder anfangen zu funktionieren. Sie fangen an zu denken und zu fühlen."

Erstaunlich an dem Buch ist, dass Gavin Extence trotz des wirklich schweren Themas einer manisch depressiven Erkrankungen der Hauptfigur, es schafft, einen leichten und auch humorvollen Roman zu schreiben. Teilweise muss man richtig lachen, nur um sich dann selbst wieder zu fragen, wie Abby sich erneut in solche Situationen bringen kann. Und er schafft es auch, dass trotz der Leichtigkeit des Erzählens die Geschichte nie banal ist oder die Erkrankung beschönigt wird. Vielmehr zeigt er, dass man damit leben kann, wenn man sich ihr stellt und sich doch nie sicher sein kann, sie ganz besiegt zu haben. 

"Das ist ein urmenschliches Problem, mit dem sich kein anderes Lebewesen herumschlagen muss: diese Fähigkeit, in mehreren Zeiten gleichzeitig zu leiden - die Vergangenheit zu beklagen, an der Gegenwart zu verzweifeln und die Zukunft zu fürchten."

LG von Caro

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2 Kommentare:

  1. Ein interessantes Thema. Ich finde es toll, dass solche Themen auch Literarisch aufgegriffen werden, denn diese Themen sind allgegenwertig und eine psychische Erkrankung kann jeden, jederzeit treffen.

    Viele Grüße, nossy

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  2. Wie toll...durch Zufall auf Deinen Blog geraten, werde ich mich hier wohl einnisten müssen:-)und mich durch Deine Besprechungen wühlen....ich finde es immer schwerer, gute Bücher zu finden, so viel Mist kommt auf den Markt und den "offiziellen" Inhaltsangaben und Beschreibungen ist oft nicht zu trauen. Danke für den Buchtipp und ganz liebe Grüße,
    Antje

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