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Mittwoch, 21. Dezember 2016

Buchempfehlung: "Ich gebe Dir die Sonne" von Jandy Nelson

Selten habe ich so viele Zitate aus einem Buch in mein Lesetagebuch geschrieben wie bei diesem Buch: 

Jude und Noah sind zweieiige Zwillinge. Als Kinder haben sie sich sehr nah gestanden, fühlten sich mehr als eins statt als zwei. 

"Weil ich manchmal die Seelen der Menschen sehen kann, wenn ich sie zeichne, weiß ich Folgendes: Mom hat eine riesige Sonnenblume als Seele, die so groß ist, dass in ihrem Inneren kaum Platz für Organe ist. Jude und ich haben eine gemeinsame Seele, die wir uns teilen müssen: ein Baum, dessen Blätter in Flammen stehen. Und Dad hat einen Teller Maden als Seele."
Doch trotz dieser Verbundenheit haben Bruder und Schwester immer in Konkurrenz zueinander gestanden, va was die Liebe und Anerkennung ihrer Eltern angeht: auf der einen Seite die der Mutter, chaotisch, überschäumend und extrem künstlerisch, auf der anderen Seite die des Vaters, rational, sportlich und nüchtern. Und wenn Noah versucht, seinem Vater zuliebe stark, mutig und wie ein richtiger Junge zu sein statt ihm zu offenbaren, dass er lieber zeichnet und er die Welt mit ganz anderen Augen als andere sieht, so anders versucht Jude die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu erlangen, durch zu kurze Röcke, schnippische Antworten und extreme Partys. 

Eines Tages macht ihre Mutter einen Vorschlag: beide sollen sich an der Kunstschule bewerben, um dort ihren Abschluss zu machen. Denn nicht nur Noah, auch Jude ist sehr talentiert, doch ihre wirklichen Meisterwerke, die Sandskulpturen, die von den Wellen weggespült werden, kennt nur ihr Bruder, der ihr heimlich folgt. Noah ist sofort Feuer und Flamme, endlich Schluß mit dem Außenseitersein an der Highschool, doch Jude zweifelt von Anfang an, ob dies das Richtige für sie sei und fürchtet vor allem die Konkurrenz zu ihrem Bruder. Immer mehr rebelliert sie, bis eines Tages etwas Schreckliches passiert und Noah und Jude nicht mehr zueinanderfinden, weil sie selbst den anderen am meisten verletzt haben.

Ein wirklich ungewöhnliches Jugendbuch. Die Sprache ist ganz besonders, sehr plastisch und kreativ. Wird aus Noahs Sicht als 13jährigem geschrieben, hat man das Gefühl, in seinem Kopf zu sein. Man sieht selbst die Welt mit anderen Augen, die Bäume, die ihm zuflüstern, die Bilder, die er in seinem "Unsichtbaren Museum" im Kopf malt, um seine Gefühle für seine Umgebung, seine Eltern und besonders für Brian zu beschreiben.
Folgt man Jude fühlt man die Wut und Verzweiflung, die sie in sich trägt, weil sie nicht weiß, wie sie ihre Mutter erreichen soll, wie sie Noahs berstender Kreativität begegnen soll. Und wenn man ihrer beider Leben als 16jährige verfolgt, dann spürt man auch dort die unterschiedlichen Charaktere der beiden, die versuchen, wieder zueinander zufinden, sich sehnen nach der früher vorhandenen Verbundenheit, doch beide zu verletzt, um den ersten Schritt zu machen.

"Das Haus wird so groß, dass ich Stunden brauche, um von meinem Zimmer in die Küche und wieder zurück zu gehen, so groß, dass ich Jude nicht mal mit einem Fernglas über den Tisch oder den Raum hinweg ausmachen kann. Ich glaube nicht, dass sich unsere Wege je wieder kreuzen werden. Wenn sie versucht, mit mir zu reden, über Meilen und Meilen des Verrates zwischen uns hinweg, stecke ich mir Ohrstöpsel rein, so als würde ich Musik hören, doch in Wirklichkeit ist das andere Ende nur mit der Hand in meiner Tasche verbunden."

Klare Leseempfehlung!

Leider ist die deutschen Ausgabe im Gegegnsatz zu meiner vor zwei Jahren in England gekauften Ausgabe innen recht nüchtern, was natürlich dem Inhalt nicht schadet. Dort finden sich ein paar ungewöhnliche Seiten, die wirken, wie direkt aus Noahs Skizzenbuch verwendet und besondere Textstellen sind sogar ganzseitig gelettert. Wahrscheinlich ließ sich das in der Übersetzung leider nicht umsetzen.

LG von Caro

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